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Montag, 27.08.07 heiter - warm/lau Lohme - Binz - Sellin - Greifswald

Zeitig raus, gut frühstücken und schon geht's los.
Auf teils wunderschönen Alleen fahren wir runter von der Jasmunder Halbinsel zum Ostseebad Binz.

Wir stellen das Auto ab und schlendern an der Strandpromenade entlang. Ziemlich protzige Bauten haben die hier! Im schönsten wilhelminischen Bäderstil.
Insgesamt ist es aber schon sehr touristisch. Ziemlich Rimini-siert.

Nach dem wir einmal rauf und wieder runter sind und endlich Mitbringsel gekauft haben, fahren wir weiter nach Sellin.
Da hat's eine Seebrücke - phantastisch! Relativ nah am Strand, mit einem riesigen Bau drauf, dahinter erst die eigentliche Brücke. Schaut super aus. Vor allem weil man vom Ort kommend hoch drüber steht und sie in ihrer ganzen Pracht bewundern kann. Allerdings muss man über einen Haufen Treppen runter.

In das Café auf der Brücke müssen wir natürlich. Die haben zwar Preise hier, da frierst Du, aber was sein muss, muss sein.
Anschließend schauen wir noch den Ort an. Nicht ganz so touristisch wie Binz und mir daher sympathischer. Wobei auch hier wunderschöne Häuser rum stehen.

Nach einer Stärkung mit Scampispieß und Fischsemmeln wird es Zeit, weiter zu fahren.
In Puttbus kreiseln wir einmal um den Circus, einen kreisrunden Platz mit sehr protzigen, weißen Villen drum rum.
Ohne Stau kommen wir von der Insel runter, lassen Stralsund rechts liegen und fahren gemütlich nach Greifswald.

Ohne Verfahren zum Hotel gefunden.
Und das ist super!
Jedes Zimmer ist mit Werken zeitgenössischer Künstler geschmückt. Wir haben das Dachstudio. Zugang wirklich übers Dach. Gefällt mir ausnehmend gut.

Direkt ums Eck ist der herrliche Marktplatz Greifswalds. Ohne Autos!
Im Brauhaus genießen wir die Abendsonne. Bei der Touriinfo hol ich nen Stadtplan und fotografier dann noch die malerischen Fassaden des Platzes im warmen Licht der späten Sonne.

Wir machen noch einen kleinen Rundgang um zu eruieren, wo wir heute zu Abend essen wollen. Und stolpern über die Rote Sonne. Starkes Teil. Toll designtes Restaurant mit separatem Bar- und Loungebereich.
Auch das Essen ist ziemlich gut wie sich später herausstellt. Kressesüppchen mit Scampi, Filetspitzen ins Senfsauce mit Blumenkohl und Reisnudeln, Steak unter Käsekruste mit Gewürz-Couscous. Mal was anderes als gebratener Fisch mit Toffeln.
Da ja eine Bar dabei ist, nehmen wir die Cocktails gleich hier. Es pisst nämlich auch gerade aus vollen Rohren. Die Drinks gehen in Ordnung, sind aber nicht sooo toll. Der Preis, den wir dafür zahlen ist aber mehr als fair.

Quer durch die Altstadt ins Hotel und noch lesen.




Dienstag, 28.08.07 heiter - warm Greifswald - Wieck - Greifswald

Gut gefrühstückt.
Nachdem heute das Wetter so schön ist, beschließen wir, nach Wieck raus zu radeln, eine Nacht zu verlängern und die Museen morgen anzuschauen.
Gesagt, getan.

Wir radeln am Ryck entlang auf sehr schönem Weg raus ins Fischerdorf Wieck.
Erste Anlaufstelle ist die Ruine des Klosters Eldena. Das ist die, die C. D. Friedrich so brutal verkitscht auf die Leinwand brachte.
Überraschenderweise sind wir hier ganz alleine. Als wir fahren, kommen noch vier Mumien, aber das war's auch schon mit Besuchern.

Am Strand entlang radeln wir nach Wieck.
Wirklich sehr nett! Mit einer Zugbrücke. Super teil. Vor allem, wenn auch noch große Schiffe durch fahren.
Das Leben spielt sich hier rund um den malerischen Hafen ab. Wobei sich das touristische Aufkommen schwer in Grenzen hält.
Etwas zurückversetzt stehen schöne reetgedeckte Häuser an kleinen Gassen mit herrlichen Blumengärten.
Weniger herrlich ist mein Platten am Vorderrad. Gut, dass ich immer alles dabei habe! So ist das Malheur schnell behoben.
Wegen meiner dreckigen Hände nach der Reparatur sind wir praktisch gezwungen, uns auf eine Terrasse zu setzen und etwas zu trinken. Kann ja die Toilette nicht einfach so benutzen.
Zur Stärkung gibt's dann noch ganz hervorragende Bismarcksemmeln.

Bevor wir zurück fahren, geht's nochmal zur Klosterruine. Nachmittags steht die Sonne besser.
Fotografieren ist dann ein kleines Geduldsspiel. Eine Busladung Mumien steht rum. Und bis die wieder in Bewegung kommen dauer t das. Ich kann es aber erwarten!

Bei ziemlichem Gegenwind treten wir zurück in die Stadt. Am Fluss entlang ist es wirklich schön. Strengt aber an. Wie gesagt: Gegenwind.

Zum erholen ins Brauhaus auf dem Markt und die Sonne auf den Pelz brennen lassen.

Nach kurzer Siesta fallen wir einmal über die Straße ins hiesige Top-Restaurant, das Le Croy.
Schönes Ambiente mit Blick ins Landesmuseum. Das Essen ist dann der tollen Einrichtung locker gewachsen. Räucherfischtatar und Rauchfisch im Nudelnest (Amuse Geule), Variation vom Spanferkel, Jakobsmuscheln auf Mango-Zitronengras, Perlhuhnbrust mit Steinpilzen, Filet mit Petersilienpüree, Käsetatar im Blätterteig mit Balsamicoeis, Weiße Schoko mit Rotweineis. Dazu glasweise Wein.
War klasse.

Nach einem längeren Ratsch mit dem Chef zockeln wir heim und ins Bett.




Mittwoch, 29.08.07 bewölkt - warm Greifswald

Gemütlich angehen lassen.
Nachm Frühstück laufen wir gleich im Pommerschen Landesmuseum ein. Schon der Bau gefällt.
Der erste Teil der Ausstellung zeigt Funde aus Pommerns Frühzeit, der Christianisierung, ein Modell Eldenas und noch so einiges zur Entwicklung Pommerns und Greifswalds.
Dann kommen die Highlights: Eine erste, ernst zu nehmende geographische Karte Pommerns. Auf der noch zusätzlich Stammbäume, Wappen und Fische abgebildet sind. Net schlecht!
Als zweites der Croy-Teppich. Ein ewig großer Wandbehang, auf dem alles, was damals Rang und Namen hatte, abgebildet ist. Riesig das Trum.

Das war es dann auch mit Geschichte.
Als Wechselausstellung gibt's Feininger. Sehr schön! Vor allem seine Gemälde finde ich super. Gefolgt von Zeichnungen und Aquarellen. Die Holzschnitte reißen mich dagegen nicht so mit. Insgesamt aber eine wirklich tolle Ausstellung, auch sehr gut aufgebaut - nach Sujet, nicht chronologisch.
Im Gegensatz dazu ist der Beginn der ständigen Sammlung ein kleiner Kulturschock. Da fängt es bei den Romantikern an. Ein ziemlicher Hammer nach Feininger.
Erst im zweiten Stock werden die Gemälde erträglich. Richtig gut gefallen haben mir aber nur ein Porträt von Frans Hals und eine Reihe Jawlenskys. Die DDR-Künstler sind es für mich nicht so. Wie das Land - grau.
Insgesamt haben wir fast vier Stunden in dem Museum verbracht!

Noch ein Punkt steht auf dem Programm: die Marienkirche.
Die ist zwar recht bunt, kann es aber mit den bisherigen Protzbauten nicht aufnehmen. Das einzige Highlight ist die Kanzel mit reichem Intarsienschmuck.

Wir tigern dann durch die FuZo auf der Suche nach a) Essen und b) Geschenk für Helmut.
a) gefunden (Dürüm Döner) zu b) gar nichts gesehen. Wird eng...
Zum Nachspülen gibt's Alster am Markt.

Als letzter Punkt steht noch das Caspar-David-Friedrich Zentrum auf dem Programm. Sehr klein! Im Keller ein Nachbau der Friedrichschen Seifensiederei. Interessant ist, wo überall CDF-Bilder hängen. Buchstäblich über die ganze Welt verteilt.

Heut mal was Neues: Prä-Siesta-Wein. DBBVA wollte mal einen anderen Blick auf den Markt.

Nach der Siesta gehen wir nochmal in die Sonne zum Essen. Für mitm Auto nach Wieck waren wir zu faul. Sehr gut gegessen. Zander auf Kohlrabi und Loup de Mer auf Tomatenragout.
Nach ein paar Drinks zum setzen lassen schlendern wir sehr zufrieden zurück ins Hotel.




Donnerstag, 30.08.07 bedeckt - warm Greifswald - Dessau

Gemütlich gefrühstückt und gepackt.

Bei der Abfahrt kleine Irritation, weil DBBVA in alte, schlechte Beifahrerzeiten verfällt und mich komplett orientierungslos los fahren lässt.
Nach Park- und Orientierungsphase problemlos auf die Autobahn gefunden und nach Neubrandenburg gefahren.
Ab da nehmen wir die Landstraße als Abkürzer nach Berlin.
Die NBler sind bis jetzt die schlimmsten Autofahrer. Ja solche Schnarchnasen!

Auch das geht vorbei und wir fahren über teils sehr schöne Alleen bis zum Berliner Ring. Ab da Autobahn und staufrei bis Dessau.

Mit wieder nur ganz kleiner Irritation so weit gekommen, dass uns Wegweiser zur Bauhaus-Uni leiten. Gefühlt war's ja dreimal ums Eck!
Der Bau der Uni ist dann schon phänomenal. Die strenge Linienführung, die ineinander geschobenen Kuben, der "Glasvorhang". Alles Elemente, die uns heute als ganz normal erscheinen, damals aber erstmals zum Einsatz kamen.

Mit Audioguide machen wir uns daran, das Gebäude zu erkunden.
Zuerst durch eine Ausstellung, in der die Design Highlights ausgestellt und die Idee und Geschichte des Bauhaus erklärt sind. Alleine die Stühle sind zum niederknien.
Anschließend geht's durch Entdeckungsreise durch den gesamten Bau.
Absolute Hingucker durch das ganze Gebäude: Türklinken, Lampen und Stühle.
Absolut toll ist das Ensemble Mensa - Bühne - Aula. Das wird alles noch benutzt, man fühlt sich aber wie in einer Ausstellung der absoluten Design-Klassiker.

Nachdem wir einmal quer durch sind, kommen wir in den Museumsshop.
Ich könnte einkaufen wie ein Weltmeister! Ja haben die tolle Bücher! Nach scharfem Ordnungsruf beschränke ich mich auf einen kunsttheoretischen Schmöker. Geh aber dann gleich raus, bevor es doch noch aus dem Ruder läuft.

Beim Phototermin scheint sogar für fünf Minuten die Sonne. Wie bestellt!

Weiter geht's zu Fuß zu den Meisterhäusern.
Entworfen von Gropius wohnten hier die Meister - also die Professoren - des Bauhaus. Jeweils teilten sich ein Doppelhaus. Kandinsky / Klee, Mucha / Schwemmer, Feininger / Moholy-Nagy. Der Große Meister selbst hatte ein Einzelhaus.
1945 wurden leider die Häuser Gropius und Moholy-Nagy zerstört. Der Rest wurde nach der Wende wieder sehr schön renoviert. Die Täterätä-Brüder waren ja erst genauso dagegen wie die Nazi-Ärsche, nahmen nach 1960 das alles zwar ins "Nationale Kulturerbe" auf, waren aber entweder nicht willens oder nicht in der Lage, die Häuser wieder her zu richten.
Während fast alle Wohnungen im Bauhaus Corporate-Design gehalten sind, haben wohl Klee und Kandinsky darauf bestanden, ihre Häuser nach ihrem Gusto zu gestalten. Macht's interessant.
Allen Häusern gemein ist der Grundriss. Mit dem Atelier als größtem Raum der jeweiligen Wohnung.
Wir waren ja fast schon zu spät dran. Trotz der Beteuerung der Ticket-Schergin hat's für das Feininger Haus nicht mehr gereicht. In jedem Haus sind jetzt nämlich auch Ausstellungen. Von einem Herrn Maxy hab ich bis heute noch nichts gehört, bin aber relativ begeistert!

Spät wird es langsam und wir machen uns auf die Suche nach einem Hotel. Was gar nicht so einfach ist hier. Irgendwann kommen wir total in den Wald, bzw. die Tiefgarage und zahlen 30 Cent im Endeffekt fürs Umkehren!
Der Nervfaktor steigt, die Stimmung sinkt, der Ton wird rauer. (Astrid: Weil ich Hunger habe!)
Dann sehn wir einen Hotelwegweiser, fahren dem nach, parken und bekommen auch ein Zimmer. Schön auch noch! Und relativ günstig.
Ich versteh es ja schon wieder nicht: Dessau hat zwei UNESCO Welterbe und ist touristisch auf dem Niveau von Germering!

Uns knurrt der Magen und wir suchen Verpflegung. Im Kartoffelhaus gefunden. Sehr deftig! Sauerfleisch mit Bratkartoffeln und Kartoffelomelette mit Geschnetzeltem. Trotz mörderischem Hunger schaffen wir beide die Portionen nicht!
Da wir keine Lust auf langes Rumsuchen nach Bars haben, gibt's hier noch einige Bierchen, Rieslings und Linien.




Freitag, 31.08.07 Regen - lau Dessau - München

Wieder einmal enden hier die Original-Aufzeichnungen. Soweit ich mich erinnern kann, erinnere ich mich an nichts. Von daher ist die Heimfahrt wohl problemlos über die Bühne gegangen und wir waren wieder zu Hause nach einem
Urlaub an der Ostsee



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